Biographie

Ferdinand Kobell, 1740 in Mannheim geboren, hatte auf Geheiß der Eltern zunächst Jura in Heidelberg studiert und wurde 1860 Hofkammersekretär in Mannheim, bevor er sich seinen künstlerischen Interessen und Neigungen widmen konnte. Im Jahr 1762 wurde er an der Mannheimer Akademie unter Verschaffelt aufgenommen und mit einem Stipendium des Kurfürsten ausgestattet. Im Eigenstudium beschäftigte er sich intensiv mit der Landschaftsmalerei, die ihm schließlich die Anstellung als Dekorationsmaler 1764 in Mannheim einbrachte.

Ferdinand Kobell war von 1768 bis 1770 als Stipendiat des Kurfürsten Karl Theodor in Paris, wo er sich intensiv mit der holländischen Landschaftsmalerei auseinandersetzte und deren Malweise für sich selbst entdeckte. Außerdem lernte er dort J.G. Wille kennen, bei dem er die Radiertechnik erlernte, die er in der Folgezeit für sich ausbaute.

1771 wurde Kobell zum Kabinett – Landschaftsmaler ernannt. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Malereien, vorwiegend Landschaften, wie sie auch hier zu sehen sind. Obwohl Kobell niemals in Italien war, kennt er die italienischen Landschaften aus seinem Studium. Auch der Einfluss Claude Lorrains mit seinen italischen Motiven ist unverkennbar in sein Werk eingeflossen. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Malereien, unter denen der sogenannte Aschaffenburger Zyklus zu nennen ist, den er mit Unterstützung seines Sohns Wilhelm für den Mainzer Kurfürsten Carl Friedrich von Erthal schuf. Räumlichkeit und Plastizität seiner Malerei prägen sein Werk und setzen ihn gleichzeitig von den Arbeiten der pfalz – zweibrückischen Malschule/Malergruppe ab. Farbe und Farblichkeit und das Spielen damit belegen, dass Kobell auf dem Weg zur Malerei des 19. Jahrhunderts ist. Er starb am 1. Februar 1799 als Direktor der Gemäldegalerie in München.

 

Abendlandschaft

<Inventar-Nr.: 5840

um 1775/80 entstanden

Öl auf Leinwand, 22,8 x 28,7 cm

 

 

Der dunkle Bildvordergrund nimmt das untere Drittel des Bildes ein. Am linken Bildrand wird von einer Baumgruppe gebildet, die am Ende des Bildvordergrundes steht, wo die Landschaft abbricht und sich eine weite Flusslandschaft anschließt. In der Bildtiefe folgen eine weitere bildbetonende Landschaftszunge, bevor sich die Landschaft in die Tiefe fortsetzt. und in einem hellen Berg endet. Über diesem sind weiße Wolken zu erkennen, die in das Himmelsblau übergehen. Vögel am Himmel kennzeichnen das Luftelement. Im rechten Bildvordergrund sitzen zwei Männer zwischen den Stümpfen geschlagener Bäume. Hinter ihnen erhebt sich ein mächtiger Wald, der die linke Bildhälfte bis zum oberen Bildrand beherrscht. Die dunkle wie in einem liegenden C angelegte Kompositionslinie umschließt die offene, in die Tiefe führende und leuchtende Bildmitte, die den Betrachter in eine ideale, nahezu heroische Landschaft zu ziehen scheint.

 

Ideale Landschaft mit Viehherde

Inventar-Nr.: 5841

Um 1775/80 entstanden

Öl auf Leinwand, 22,9 x 28,7 cm

 

 

In der linken unteren Bildhälfte setzt der Bildvordergrund ein, der sich in einem liegenden Segmentbogen bis zum rechten Bildrand erstreckt. Zwei Bäume ragen vom Boden auf, neigen sich nach links und erreichen mit der Krone den oberen linken Bildrand. Ein kleiner Fels im rechten Vordergrund, eine Frau, die den nicht einsehbaren Hang emporsteigt, kommt auf den Betrachter zu, ein Mann sitzt auf einem Stein.
Ein Flusstal am linken Bildrand erstreckt sich bis zur Bildmitte und umspült einen ebenen Hangsporn, der von rechts in die Bildmitte vorkragt. Auf der Wiese ruht eine Viehherde, die beiden Hirten drehen dem Betrachter den Rücken zu. Rechts schließt sich ein Bergsporn der Landschaft aus dem Bildvordergrund an, auf dessen Plateau sich eine Baumgruppe erhebt. Ruhe und Idylle gehen von diesem Bild aus.

Im Bildmittelgrund, hinter dem Flusstal erhebt sich eine große mit Bäumen und Strauchwerk, die nach rechts oben zu weißlichblau leuchtenden Felsen führt, die geradezu architektonische Umrisse zu haben scheinen. Dahinter erhebt sich ein großer, mächtiger, in bläulichen Farben, dessen Ausläufer sich bis zum linken Bildrand erstrecken. Man glaubt das Meer mit seinen sich bewegenden Wellen vor sich zu haben. Ein weißes Wolkenband vor dem blauen Himmel übberragt den Berg, Vögel illustrieren den Luftraum. Hier ist eine ideale, italienisch geprägte Landschaft dargestellt. Die geschlossene Komposition unterstreicht die Sehnsucht nach arkadischer Landschaft, die gleichsam als Station auf dem Weg zum Paradies zu passieren ist.

 

Hirte mit Rinder auf einem Weg unter Bäumen

Inventar-Nr.: 5979

1785 entstanden

Öl auf Eichenholz, 38,6 x 45,5 cm

 

 

Vom Bildvordergrund rechts führt ein Weg in die Mitte des Bildes, und biegt
in einer Kurve nach rechts um. Auf diesem Weg kommt ein Hirte mit seinen Rindern. Die so in der unteren rechten Ecke des Bildes entstandene „Insel“ trägt einen alten knorrigen und abgestorbenen Baumstamm im Vordergrund, der sich aus dem Bild neigt. Diese Bildseite wird beherrscht von zwei großen Bäumen mit reichem Laubwerk. Hier im Bildzentrum wird ein Fluss erkennbar, der bei der vertikalen Mittelachse des Bildes beginnend, vor einer bewachsenen Hügelgruppe mit Felsen vorbeifließt. Im Bildmittelgrund ist der Blick für den Betrachter frei, der hier eine helle Gebirgslandschaft erkennen kann. Am blauen Himmel sind vereinzelt Wolken.

 

Hirten und Rinder an einem Fluss

Inventar-Nr.: 5980

1783 entstanden

Öl auf Eichenholz, 38,6 x 45,2 cm

 

 

Aus der linken unteren Bildecke führt ein Weg durch eine felsige Waldlandschaft zu einem Steg über einen Bach, der an dieser Stelle zu einem kleinen Wasserfall geworden ist. Auf dieser, sich rechts erstreckenden Landzunge, die im Bildzentrum vom Fluss umzogen ist, steht ein lichter Wald, dessen Boden mit Wiesenfläche begrünt ist. Sowohl im Wald, als auch nahe dem Ufer weiden Rinder. In der Bildmitte ist der Blick freigegeben auf eine weite, sich erstreckende arkadische Landschaft mit einzelnen Baumgruppen im Vordergrund. Am linken Bildrand erhebt sich neben dem Weg ein alter, knorriger, abgestorbener Baumstamm, an dem sich Efeu empor rankt. Hinter ihm erhebt sich ein großer, mächtiger Baum mit zahlreichen Ästen, Zweigen und Blättern.
Vor diesen Bäumen hält sich eine Gruppe von drei Hirten auf: Einer sitzt, ein weiterer hat sich am Boden ausgestreckt, der dritte im roten Gewand geht auf diese Zweiergruppe zu. Im Bildvordergrund, die vertikale Mittelachse beschreibend, ist der Stumpf eines abgesägten Baumes zu sehen. Der Fluss, der seine Biegung ebenfalls in der vertikalen Mittelachse macht, verläuft von dort nach rechts unten in den Bildvordergrund.
Auffallend, wie auch auf den anderen Bildern Kobells, ist die Geschlossenheit einer klassizistischen Bildkomposition, der Kreise, Ellipsen und C – Schwünge zu Grunde liegen, währenddessen die Wechsel von Hell- und Dunkelzonen an die Kompositionsweisen der holländischen Malerei erinnern.